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Hanoi und Halong Bay
Geschrieben von: Lutzi   
Montag, 27. Februar 2006 um 09:13
Nach einer weiteren Nachtfahrt von Hue komme ich dieses Mal einigermaßen erholt in Hanoi an, denn wozu schleppe ich denn meine Campingmatte und Schlafsack mit? Ich habe mich einfach auf den Mittelgang des Busses gelegt und konnte mich gut erholen. Vom Busbahnhof radle ich mit einigen Hotelflyern in der Hand zum Stadtzentrum - dem sogenannten 'Old Quarter', wo sich in einem Gewirr von engen Strassen die unterschiedlichsten kleinen Läden, Hotels, Restaurants und Cafes aneinander reihen. Hier findet man die Schuhstrasse, dort die Brillenzeile, ums Eck Fake-Klamotten, dann die Essensmeile neben den Marktständen mit frischem Seafood, quert man eine weitere Strasse geht's ins Viertel mit Metallverarbeitung, Schmuckläden und Uhren usw. Und Entschuldigung, wenn ich wieder mal vom Verkehr schreibe. Aber er ist einfach so allgegenwärtig und nervenaufreibend. So manches Mal glaube ich, mich in einem Mountainbike-Rennen zu befinden: da wird rechts und links überholt, Einbahnstrassen gelten nur für Autos, nicht aber für den restlichen Verkehr, Leute bleiben mitten in den Kreuzungen stehen und quatschen, minutenlanges Hupen, auch wenn es offensichtlich ist, dass man deswegen nicht schneller vorwärts kommt.
Ich beantrage erst mal mein Chinavisum - und mit etwas Aufwand und Überredungskünste, bekomme ich ein Dreimonatsvisum! An der Botschaft treffe ich auf die Radler Floris und Loes, einem holländischen Pärchen, das die gleiche Strecke wie ich vorhat. Was für ein Zufall, und da wir die selbe Wellenlänge haben, unternehmen wir auch in den nächsten Tagen immer wieder was zusammen. Am folgenden Tag wird unserer Radlerstammtisch mit Didier, einem französischen Chef de cuisine, vervollständigt.
Kulturell hat Hanoi einiges zu bieten. Besonders interessant ist das Ethnologiemuseum, das mir einige der 54 unterschiedlichen Hilltribes (Bergvölker) und Minoritygroups (ethnische Minderheiten) samt ihrer Tracht und ihren Lebensumständen (Alltagsgegenstände, Arbeitsweisen, Hütten...) näher bringt.
Im HoChiMinh-Mausoleum demonstriert das vietnamesische Militär ihre Macht. Von Soldaten wird man schweigend und in einer strengen Zweierreihe zum aufgebahrten HoChiMinh geführt. Ein ganz schöner Zirkus, der hier veranstaltet wird.
Außerdem bin ich neben dem Literaturtempel noch in zwei verschiedenen Theaterveranstaltungen gewesen: einmal beim Wasserpuppenspiel, bei dem hinter Vorhängen versteckte Akteure, Holzpuppen an langen Bambusstangen übers Wasser führen und vietnamesische Alltagsszenen auf humoristische Weise zeigen. Dazu hört man live vorgetragene traditionelle vietnamesische Volksmusik. Anderntags sehe ich im Opernhaus experimentelles Tanztheater. Aber mit am besten war die Live-Jazz-Musik in einem Club.
Interessant ist der Baustil. Die meisten Häuser gewinnen keinen Architekturpreis, aber die schmalen, sogenannten Tunnelhäuser stechen einem ins Auge. Nur zu einer Front hin findet man Fenster oder Türen, sonst ist alles geschlossen. Man baute sie in früheren Jahren so schmal, dafür hoch und tief, da man je nach Hausbreite Steuern zahlen musste!
Der Ausflug zur Halong Bay ist trotz des anhaltend schlechten, feucht-frischen Nieselregenwetters sehr schön. Vielleicht auch gerade deswegen, da die tief hängenden Wolken die hohen aus dem Meer aufragenden Karstkegel in Nebel hüllten und der Szenerie eine fast mythische Stimmung verleiht. Die 'Surprising-Cave' (=Überraschungshöhle) wartet mit interessanten Felsformationen, Stalagmiten und Stalaktiten auf. Besonders genieße ich das Paddeln mit dem Kajak. So kann man in Ruhe die bewachsenen Karstformationen betrachten. Ich habe Glück und finde mich in einer lustigen Gruppe wieder: Party, Quatschen auf Deck, Übernachten in netter Kabine.